Studium oder autodidaktisches Lernen?
Diese Frage tauchte
immer wieder an einigen Stellen im Internet auf oder wurde des öfteren bei
gemeinsamen Treffen von gleichgesinnten als Thema gerne mal angeschnitten, auch
ich selbst stellte sie mir zu Beginn meiner Laufbahn. Studieren oder sich das ganze
autodidaktisch selbst beibringen?
Als ich damals
angefangen hatte wurde YouTube gerade ins Leben gerufen, das war im Jahre 2005
und Vimeo erblickte das Licht im Internet ein Jahr zuvor 2004. Es dauerte auch
seine 2 bis 3 Jahre bis dort halbwegs gute Tutorials zu verschiedenen Skills,
Software usw. erschienen. Für mich selbst kam Studieren damals nicht mehr in
Frage, da ich 2005 schon gute 28 Jahre alt war und ich einen guten Job ausübte.
Im Vergleich zu
heute war es zu der Zeit um einiges schwieriger bestimmte Programme wie 3ds
Max, Maya oder diverse Skills zu erlernen. Es gab zugegeben zwar schon einige Foren wo man
dann doch einiges aufschnappen und erfahren konnte aber auch das war eher
mühsamer Natur.
Aber nun gut… wir
wollen heute nicht von damals Sprechen sondern den aktuellen
"Ist-Zustand" bewerten.
Um auf die Frage
zurückzukommen…
Lohnt sich heute noch ein Studium in diesem Bereich?
Diese Frage ist
durchaus Berechtigt wenn man bedenkt das es heute zahlreiche Online-Ressourcen,
IT-Verlage und Training-DVD´s von Pluralsight, Gumroad, Lynda, Gnomon, Udemy
und noch viele weitere gibt wo professionelle Künstler ihr Können zum Besten
geben.
Also wozu noch
Studieren?
Es wäre allerdings
zu einfach diese Frage so im Raum stehen zu lassen.
Einer der
entscheidenen Vorteile eines Studiums ist die alt-bewährte Schul-Methode: Zusehen - Erlernen - Ausüben -
Kritik
Im Klartext heißt
dies… bei einem Vortrag bekommen die Studenten zunächst die Basics also den
technische Aspekt zu hören oder zu Sehen. Darauf folgt die Übung im heimischen
oder Projektbezogen im Team vor Ort. Anschließend erfolgt die persönliche
Kritik.
Gerade die beiden
letzteren Aspekte fallen sehr stark in´s Gewicht, da man einerseits schon von
Beginn an lernt wie man im Team arbeitet und andererseits ein direktes Feedback
seiner Leistung bzw. Arbeit bekommt. Gerade die persönliche Kritik ist unglaublich
wichtig, weil man so von Angesicht zu Angesicht darüber diskutieren kann und
darüber hinaus, nach und nach erlernt mit Kritik umzugehen. Jetzt könnte einer Sagen… nu ja, Kritik
bekomme ich ja auch im Netz. Klar, wenn man explizit danach frägt und die- oder
derjenige seine kostbare Zeit auch investieren möchte. Im Grunde ist die Kritik
auf diversen Communitys, sozial Netzwerken und Plattformen sehr verschoben, in
der Regel läuft das Online eher so ab… ich gebe Dir ein tolles Feedback und Du
gibst mir ein tolles Feedback. Je mehr desto besser und seien wir doch mal
ehrlich… niemand liest im Internet gerne unter seinen Arbeiten harte Kritik,
zumal einer der Prinzipien des Internets ist: Das Netz vergisst nie!
Der zweite sehr
Entscheidene Vorteil ist die Tatsache, das der Mensch an sich ein Rudeltier
ist. Er will sich immer Beweisen und will in der Regel gerne der Platzhirsch
sein oder sich diesen Stand erarbeiten. Das geht in der Gruppe oder im Team von
gleichgesinnten am besten. Wenn alle dasselbe erstreben, will unterm Strich
auch jeder der Beste sein, ein ganz normales Verhalten der menschlichen Natur.
Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben wie ein Wettstreit, jeder schiebt mit
den Ellenbogen an, jeder will der erste sein. Genau dieser Umstand erzeugt eine
sehr steile Lernkurve, weil der Faktor "Ehrgeiz" ein unglaublicher
Motor und Motivator ist.
Ein weitere Vorteil
eines Studiums ist… man erlernt ein viel breiteres Feld der Kunstgeschichte,
der Fokus wird also sehr breit gefächert. Im Gegensatz erlernt man im
heimischen nur das was einem interessiert. Somit ist der Fokus sehr eng
beschnitten weil man immer Gefahr läuft, sich nur die Rosinen raus zu picken.
Der dritte wichtige Aspekt: Wer nicht frägt bleibt
dumm
Wer sich nur auf
Traning-DVD´s oder Youtube-Tutorials verlassen möchte, sollte bedenken… das
eine Kommunikation mit den verschiedenen Trainer oder Künstler dort kaum bis
gar nicht stattfindet. Dagegen ist der Austausch mit einem Dozenten an der Uni
oder CGI-Schulen wie Gnomon - School of Visual Effects, Games & Animation im Wesentlichen umfangreicher und bei weitem
komfortabler. Dafür spricht auch, das in der Regel der professionelle Künstler
oder Dozent sein Handwerk versteht. Man läuft dabei nicht Gefahr, das einem nur
halbgares oder ein oft schlecht kopiertes Wissen vorgebracht wird.
Team-Arbeit
Das Arbeiten in
einem Team ist wie oben schon mal kurz erwähnt ein sehr wichtiger Bestandteil,
gerade dann wenn man sich dafür eintscheiden sollte irgendwann mal in einem VFX
Studio zu arbeiten.
Wer nur als
freischaffender Concept Artist oder Matte Painter arbeiten will, für den ist
die Team-Fähigkeit eher zweitrangig. Aber grundsätzlich gilt… wer viel in einem
Team arbeitet, wird generell sozialer im Umgang von Mitmenschen. Außerdem lernt
man so einige Dinge und Lektionen für´s Leben wie z.B. Pünktlichkeit, wie man
richtig delegiert, wichtiges vom unwichtigen trennt (Eisenhower-Prinzip),
Zeit-Management, Ausdauer, Hilfsbereitschaft und vieles mehr. Eine solche
Simulation erschafft eben nur ein Studium an der Uni oder CGI-Schulen.
Equipment, Ausrüstung und Software
Nicht jeder besitzt
gerade zu Beginn seiner Karriere viel Geld, außer… man wird schon als Millionär
geboren. Eine gut ausgestatte Workstation kostet rund 6 bis 8000 Euro, die
dazugehörige Renderfarm nochmals gute 2 bis 5000 Euro je nach größe. Dann noch die
einzelnen Programme und Tools… da kommen schnell mal gute 10 bis 20.000 Euro
zusammen und wie immer gilt… nach oben hin gibt es keine Grenzen.
Auch da wäre ein
Studium schon wieder eine feine Sache, da die meißten Uni´s oder ganz sicher
die CGI-Schulen genau solche Workstations vor Ort haben und Server sowie
Renderfarmen vorhanden sein dürften, die man Projektbezogen oder auch für
private Projekte nutzen kann. Ein weiterer Vorteil wäre, als Student bekommt
man die einzelnen Software-Lösungen um ein vielfaches günstiger oder direkt
umsonst.
Ausland & Arbeitsvisum
Bei einem Studium
hat man auch den Vorteil, dass man viel leichter ein Arbeitsvisum bekommt
sollte man sich entscheiden im Ausland zu Arbeiten z.B. im Rahmen eines
Austausch-Programms oder Praktika aber auch Projektbezogen. Viele VFX-Studios
in England, Amerika, Kanada usw. bieten solche Optionen an. Was an sich einen
enormen persönlichen Gewinn bringt da man nicht nur die englische Sprache
erlernt oder verbessert (die ohnehin unabdingbar in dieser Branche ist) sondern
auch bei einem Abschluss (Projektbezogen oder generell) für die eigene
Referenzliste eine durchaus gute Figur macht.
CGI-Schule oder Uni?
Nun… hierbei muss
oder sollte ich als erstes erwähnen, dass der nachfolgende Beitrag meine ganz
persönliche Erfahrung, Wissen und Meinung widerspiegelt.
Meines Wissens und
nach guter Recherche, sind deutsche Uni´s die Bereiche wie Game-Design, Concept
Art, Matte Painting, Animation usw. anbieten, sehr rar gesäht bzw. führen im
europäischen Direkt-Vergleich nahezu fast schon das Schlusslicht an was Qualität
und Anerkennung angeht. Da stehen selbst die Schweizer um einiges weiter vorne
als wir. Stark im Rennen ist Frankreich aber auch Polen zieht kräftig an.
So oder so… ich
persönlich finde, das man im Moment noch, mit einer direkten VFX- oder
CGI-Schule besser fährt. Am besten wenn irgendwie Möglich als weitere oder
besser gesagt als Zweit-Option neben der Uni. Die Angebote dort sind
Maßgeschneidert für einzelne Bereiche und man hat eine höhere Flexibilität was
Angebot und Lernoption angeht. Zudem, sollte man z.B. einen der Master-On-Campus
Courses z.B. von Gnomon School vor Ort abschließen, macht das schon
was her und wird stark in der Fachwelt anerkannt.
Man muss aber auch
fairerweise zugeben, dass es zahlreiche Künstler gibt, die nie eine Uni von innen gesehen haben und
trotzdem extremst erfolgreich sind. Es bringt nicht nur Nachteile wenn man sich
für einen autodidaktischen Lernprozess entscheidet sondern stellenweise sogar
Vorteile.
Viele VFX-Studios in
der Film- und Game-Branche haben ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen
Studierten und Autodidakten. Einer der Gründe sind unter anderem, dass die
Autodidakten bei verzwickten Situationen und Problemen im Entstehungs- und/oder
Kreativphasen oftmals völlig unkonventionelle und schnellere Lösungen parat haben, die sie
sich durch die Einsamkeit der verzweifelten Nächte und viele (zum Haare
raufenden Stunden) erarbeitet bzw. angeeignet hatten.
Ein weiterer
schwerwiegender Vorteil ist auch, das Autodidakten durchaus im Stande sind,
völlig selbstständig und komplett allein, größere Aufgaben oder Hürden ohne
weiteres zu bewältigen wogegen die Gegenpartei ohne unterstützendes Team, kaum
Lösungsorientiert zu einem zufriedenstellendes Ergebnis kommt.
Natürlich hinkt auch
ein wenig der Vergleich, da jeder Mensch anders ist, aber im Großen und Ganzen
den Kern der Geschichte durchaus trifft.
Fazit
Im Grunde müsst ihr
euch selbst entscheiden für welchen Weg ihr euch entscheidet, aber mit diesem
Artikel wollte ich nur einen kleinen Denkanstoß provozieren, der wie ich hoffe
alle wichtigen Aspekte in diesem Bereich etwas näher ins Licht rückt.
Studium oder autodidaktisches Lernen?
Reviewed by Marco HAyek
on
Juli 12, 2016
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